Cottbus bekommt einzigartigen Werbefilm

Virtuelle Stadterkundung Die Stadt Cottbus will mit einem neuen digitalen Schaufenster für sich werben. Gelingen mit dem Projekt „Virtuelles Cottbus“ der Image-Gewinn im Strukturwandel und die Entwicklung zum Arbeitsplatzmagneten?

Ob Cottbus bald einen prominenten Arbeitslosen mehr hat? Schließlich könnte ein digitaler Stadtrundgang den berühmten Cottbuser Postkutscher, der bisher traditionsgemäß neue Besucher durch das Stadtzentrum geführt hat, ja fast überflüssig machen.
Nein, nein, keine Sorge, sagt Daniela Paulig und lacht. „Den Postkutscher wird’s immer geben“, sagt die Frau, die sich in der Stadtverwaltung um das Stadtmarketing kümmert. „Im Prinzip soll der Film ein Appetizer sein und Anreiz bieten, um die Leute herzuholen“, ergänzt der verantwortliche Produzent Walter Schönenbröcher. „Und dann soll der Postkutscher übernehmen.“ Der beliebte Fremdenführer muss wegen der · neuen Werbe-Animation „Virtuelles Cottbus“ also nicht um seinen Arbeitsplatz bangen – ganz im Gegenteil. Die neueste Image-Aktion der Stadt will ja keine Jobs zerstören, sondern Arbeitsplätze sichern und im besten Fall weitere schaffen.

Richtig überzeugen kannst du Menschen erst, wenn sie es wirklich erleben – und das können sie mit diesem Film.
Walter Schönenbröcher (Produzent)

Viele neue Arbeitsplätze
Das Projekt knüpft an die kürzlich ebenfalls vorgestellte Boomtown-Kampagne an, mit der sich Cottbus in der Welt bekannt und für Fachkräfte interessant machen will. Cottbus will, ja muss in den kommenden Jahren vielleicht sogar zum Mittelpunkt eines erfolgreichen Lausitzer Strukturwandels werden. Mehrere Milliarden Euro sollen investiert werden, mehr als 7000 neue Stellen sollen entstehen. Daniela Paulig ist sich sicher: „Wir kommen gar nicht umhin, jetzt ordentlich die Trommel zu schlagen.“

Film zeigt Cottbuser Potenzial
Das „Virtuelle Cottbus“, ein Virtual-Reality-Film, der mit VR-Brillen, aber auch dem Laptop, PC oder Smartphone konsumiert werden kann, soll genau dieses Vorhaben unterstützen. „Wir haben hier ein großes Potenzial; das müssen wir in die Fläche bringen“, erklärt Marketingprofi Daniela Paulig. „Mit diesem Tool wollen wir die Leute außen ansprechen und sagen: Kommt nach Cottbus! Es lohnt sich.“ Zum Beispiel könne man damit potenzielle Investoren gezielt informieren und ihnen zeigen, was sie sehen wollen. An der Entstehung des Films, dessen Produktion etwa 100.000 Euro kostete, war auch die Entwicklungsgesellschaft, Cottbus (EGC) beteiligt, die für die Wirtschaftsförderung der Stadt zuständig ist und interessierten Unternehmen Grundstücke oder Büroflächen präsentiert. „Am liebsten fahren wir natürlich persönlich mit den Unternehmern durch Cottbus“, sagt EGC-Projektentwicklerin Annett Gernhardt. „Aber wenn das nicht möglich ist, zum Beispiel wegen der Pandemie, dann ist die virtuelle Darstellung sehr hilfreich.“

Stadtrundgang vom Sofa aus
Eine Stadt virtuell abzubilden sei ein bisher einzigartiges Unterfangen, betont Filmproduzent Walter Schönenbröcher. Noch nie zuvor habe so ein Film eine Stadt in Deutschland virtuell begehbar gemacht. „Der Film ist eine Reise durch Cottbus, ohne dass man sich ins Auto setzen muss“, erklärt Schönenbröcher. Man kann dem Kumpel oder der Freundin nun seine Heimatstadt zeigen und muss sich dafür nicht mal mehr gleichzeitig in eben jener Stadt befinden. Dank des 360-Grad-Werbefilms können sich zwei Menschen auch in Berlin oder Timbuktu aufhalten und trotzdem zusammen durch Cottbus spazieren. „Man kann immer erzählen, was man will. Richtig überzeugen kannst du Menschen erst, wenn sie es wirklich erleben – und das können sie mit diesem Film.“ Und der könne laut Walter Schönenbröcher auch einen Mehrwert für Einheimische bieten. „Wie viele Cottbuser wissen tatsächlich, was hier für geile Projekte laufen?“

Anderthalb Stunden Laufzeit
Die Website ist noch nicht ganz fertig, aber schon online abrufbar. Das neue Schaufenster zeigt aktuell die wichtigsten Standortfaktoren. Vom Hauptbahnhof und dem künftigen Bahnwerk über das CMT-Messegelände und den Medizincampus vom Carl-Thiem-Klinikum bis hin zur Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg und dem FC Energie Cottbus finden sich die bedeutendsten Leuchttürme wieder. Die aktuelle Version vom „Virtuellen Cottbus“ hat mehr als 100 Clips und eine Laufzeit von insgesamt anderthalb Stunden. „Es ist aber kein linearer, sondern ein interaktiver Film“, betont Produzent Schönenbröcher. „Der Zuschauer bestimmt, was er sehen will.“ Weitere Aktualisierungen sind geplant, was das Projekt nachhaltig machen soll. „Dieser Film kann im Prinzip nicht alt werden.“ Vielleicht bekommt der Cottbuser Postkutscher also sogar noch seinen eigenen Clip im „Virtuellen Cottbus“.

Von Steven Wiesner